„Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“
Über diesen Satz des Theologen Dietrich Bonhoeffer bin ich neulich gestolpert. Wobei kann man eigentlich über Sätze stolpern? Ja, ich denke schon. Denn Stolpern bedeutet ja, dass man durch etwas aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Die bisherige Bewegung, an die man sich gewöhnt hatte, wird plötzlich gestört und nun versucht der Körper, mehr instinktiv darauf zu reagieren, um nicht zu fallen. Auch wer gar nicht unterwegs war, sondern die Beine hochlegte und auf dem Sofa ausruhte, kann aus dieser Haltung gebracht werden, quasi stolpern.
Auf jeden Fall bin ich in den letzten Wochen ganz gewaltig ins Zweifeln gekommen, wenn nicht sogar an manchem verzweifelt. Was für Gewissheiten gingen da den Bach herunter: die Verlässlichkeit der amerikanischeuropäischen Freundschaft, das Sicherheitsgefühl, dass unsere Bundeswehr schon verteidigungsfähig ist, das Vertrauen in die Stärke und Widerstandskraft der Demokratie. Und während ich noch versuche, an diesen neuen Wirklichkeiten mich auszurichten, stolpere ich über diesen Satz Bonhoeffers. Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.
Das bedeutet doch: Was immer auch geschehen mag, was immer uns verzweifeln lässt, es gibt etwas, das stärker ist, dass uns Halt gibt, dass Hoffnung macht. Gott hat mit der Auferstehung Jesu von den Toten, einen Stein, ein Fundament gelegt, dass uns in guter Weise zum Stolpern bringen will. Hier können wir die Zuversicht und den Halt wiederfinden, der uns verloren ging.
Statt Unsicherheit können wir die Zuversicht und den Halt wiederfinden, der uns verloren ging. Ostern erinnert uns, dass es Auswege aus den dunklen Kammern von Einsamkeit und Depression gibt, dass das Licht und die Wärme des beginnenden Frühlings die Dunkelheit hinwegwischen werden, dass das Lachen die Trauer und der Mut die Angst besiegt. In diesem Sinne frohe Ostern!
Carsten Gerdes
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