Liebe Lesende,
manche Texte der Bibel passen nur zu einem bestimmten Zeitpunkt – andere hingegen zu mehreren, so wie der um- seitige Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja. Der Grund dafür ist natürlich der Inhalt des betreffenden Textes. In diesem Fall geht es um etwas Neues, das entsteht, zum Vorschein kommt. Die Ankündigung eines neuen Sprosses, eines Triebes aus einer alten Wurzel durch den Propheten haben die Christen sehr bald auf die Geburt Jesu bezogen. Er, der von den Juden sehnlichst erwartete Messias, er ist nun endlich da, jubelten sie fröhlich. In Jesus Christus ist er geboren, Gottes neues Reich habe begonnen. Und so wurde dieser Vers schnell in der Adventszeit, die Zeit der Ankündigung Jesu Geburt verortet. Aber er passt, auch jetzt in die Zeit um Ostern herum, vielleicht sogar noch besser. Denn in dem Bild, neuer Spross aus altem Stamm, geht es nicht um etwas ganz Neues, was es vorher nicht gab, sondern um einen Neuaufbruch aus schon Vorhandenem. Und auch das Photo zeigt ja genau dieses: an einer Stelle geht es nicht weiter, ist der Zweig im vergangenen Jahr abgeschnitten worden. Doch jetzt haben sich links und rechts zwei neue Triebe entwickelt und streben kraftvoll und frisch hinaus ins Sein. Mitten im Leben endet das Eine und schafft erst dadurch die Möglichkeit, das Neues an anderer Stelle entstehen kann. Eine Abfolge, die uns die Natur jedes Frühjahr wieder neu vor Augen führt. Eine Erfahrung, die aber auch viele von uns und manche sehr schmerzhaft erlebt haben. Die Natur zeigt: Der Neuanfang ersetzt nicht einfach das zuvor Dagewesene, sondern es bedarf zunächst einer Ruhezeit, die Wunde muss heilen. Und dann kann an anderer Stelle etwas Neues hervorbrechen.
›Der Menschensohn muss ausgeliefert werden in die
Hände der Sünder und am Kreuz sterben. Aber am dritten Tag wird er von den Toten auferstehen.‹
Lukas 24,7
Das ist unsere Hoffnung!
Carsten Gerdes
Hier finden Sie einige archivierte Andachten: