„Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16, 13)
Für jedes Jahr wird ein Bibelvers als Losung herausgesucht. Ein Satz, der uns im guten Falle ein Jahr lang begleitet. Dieses Jahr ist er aus dem Buch „Genesis“ entnommen, dort wo die ersten Geschichten über menschliche Beziehungen stehen, quasi „Symbol-Geschichten“. Häufig lesen wir dort nicht von einem freundlichen Umgang zwischen den Hauptpersonen, sondern es ist alles sehr realistisch „menschlich“ gehalten. Und es ist die Zeit der Frühform des jüdischen Glaubens an Gott. Beschreibungen, in denen auch Gott sehr menschlich wirkt.
Es geht um „Sehen und Gesehen werden“, um das beachtet werden, was wir im Leben brauchen, um uns geliebt und angenommen zu fühlen. Wer sieht mich an? Gucken alle weg, wenn ich komme? Wir alle wissen, wie grundlegend Beachtung oder Mißachtung sind – und von wie vielen kleinen und unwichtigen Faktoren es abhängen kann. Ist es für die Wertigkeit meiner Person wichtig, welche Kleidung ich mir kaufen kann, welche Sprache ich spreche oder wie ich aussehe? Und muss das so sein?
Hagar, die Frau, der Gott durch einen Engel zusichert, sie in Zukunft zu beschützen, ist von Sarah und Abraham benutzt worden, um doch noch einen Stammhalter zu bekommen. Als das geklappt hat, ist sie wegen schlechter
Behandlung von Sarah voller Verzweiflung in die Wüste geflohen. Dort spricht Gott sie durch einen Engel an und will ihr helfen. Und sie sagt von ihm:
„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ – Wie viel Vertrauen und Zuversicht kann ich in diesen Worten hören. Endlich jemand, der nicht wegschaut, der ihr mit Zuneigung begegnet.
Auch uns schaut Gott mit Liebe an – egal in welcher Phase unseres Lebens wir uns gerade befinden. Er nimmt uns wahr und kann uns neue Kraft für einen weiteren Wegabschnitt geben.
Uns aber auch immer wieder daran erinnern, dass wir auf die Menschen um uns herum achten sollen – sie sehen sollen. Egal wer sie sind und wie sie aussehen.
Um ihnen Achtung und Würde zu geben. Um sie aus dem „Nicht -gesehen -werden“ heraus zu holen.
Einen guten Start ins neue Jahr wünscht Euch und Ihnen
Ihre Magdalena Tiebel-Gerdes